Psychosoziales Screening

Tests auf psychische Co-Faktoren

 

Psychosoziale Screeningverfahren bieten eine (wichtige) Möglichkeit der Sensibilisierung für patientenspezifische Probleme im Rahmen der Primärdiagnostik. Es sei aber betont, dass sie nur einen Teil der Gesamtdiagnostik darstellen und weder eine Aussage zur Ätiologie noch dem Schweregrad einer möglichen zugrundeliegenden körperlichen Störung zulassen. Das ärztliche Gespräch wird durch solche Screeningverfahren nicht ersetzt. In jedem Fall muss dem Patienten erklärt werden, weshalb ein solches Screening eingesetzt wird. Ergebnisse solcher Screeningverfahren müssen ausführlich besprochen werden. 

 

Bei der Auswahl psychosozialer Screeningverfahren für die zahnärztliche Praxis können folgende Kriterien behilflich sein:

  • Es sollten Selbstbeurteilungsbögen sein.
  • Die Aufgabenstellung sollte kurz, gut verständlich und unkompliziert sein.
  • Es sollten dem zahnärztlichen Kontext angepasst angemessene Fragen gestellt werden.
  • Einfache Auswertungsmöglichkeit.

 

Beschwerdediagnostik

Schmerz und/oder schmerzhafte Funktionseinschränkungen sind das Leitsymptom einer CMD, welches Betroffene veranlasst, die zahnärztliche Praxis aufzusuchen. Davon ausgehend sollte an erster Stelle festgestellt werden, ob es sich um ein akutes oder chronisches Schmerzerleben handelt und welchen Stellenwert dieses, bezogen auf das Leben (Familie, Beruf usw.) des Patienten hat. Als Instrument bietet sich hier der Graded Chronic Pain Status nach von Korff an. Die deutsche Übersetzung von Türp und Nilges steht über neben stehenden Link kostenfrei zur Verfügung.

 

Der Beschwerdeverlauf kann durch Beschwerdetagebücher aufgedeckt werden. Diese haben rein diagnostische Funktion und sollten nur für kurze Zeit geführt werden. Sie können vom Patienten leicht selbst angefertigt werden in der Weise, dass Zeiten der Beschwerdereflektion (z. B.: täglich morgens, mittags, abends) festgelegt werden. Der Patient erhält den Auftrag während eines Zeitraumes von 14 Tagen zu protokollieren, wie stark die Beschwerden zu den vereinbarten Kontrollzeiten und ggf. 2 bis 3 Stunden vorher sind (Skala von 1 bis 10, 1 = keine Beschwerden, 10 = extreme Beschwerden), wo sie sind, wie lange sie andauern, welche Tätigkeiten verrichtet wurden und welche Gegenmaßnahmen unternommen wurden.

 

Komorbiditäten lassen sich mit Hilfe sogenannter Beschwerdelisten erfassen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist es dem Patienten mitzuteilen, auf welchen Zeitraum sich die Beantwortung der Fragen der Beschwerdelisten bezieht. Ein gutes Beispiel für solche Beschwerdelisten sind die Beschwerdenlisten nach von Zerssen.

 

Psychosoziale Einflussfaktoren

Mit der deutschen Version des DASS (Depression, Anxiety and Stress Scale, Lovibond et al.)  nach Nilges, Korb und Essau, der auch im Deutschen Schmerzfragebogen der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. seit 2012 eingesetzt wird,  können die drei  Dimension „Stress, Depression und Angst"  mit nur 21 Fragen erfasst werden. Eine leichte Auswertbarkeit und Angabe von Cut-off-points ermöglicht eine unkomplizierte erste Einschätzung (dentaconcept / dgss).  Der Patient muss in jedem Fall darüber informiert sein, weshalb ein solcher  Fragebogen mit für die zahnmedizinische Diagnostik teils eher ungewöhnlichen Fragen zum Einsatz kommt. Ein gutes Zahnarzt-Patienten-Verhältnis sollte daher gewährleistet sein. 

Ein ausführlicher Fragebogen  zur Erfassung sogenannter „Life Events/Stressoren" ist der Life Event-Fragebogen nach Holmes und Rahe. Die Erfahrung zeigt, dass Patienten im zahnärztlichen Stuhl nicht immer die Bereitschaft zeigen, aus ihrer Sicht „heikle" Aspekte offen zu legen. Dieses kann damit umgangen werden, dass Betroffene einen solchen Life Event-Fragebogen, nachdem sie diesen beantwortet haben, selbst auch auswerten und das Ergebnis nur in Zahlen mitteilen (siehe dazu DentaConcept). So bleiben die Inhalte der Antworten aus Patientensicht geschützt, andererseits können Grenzwerte als diagnostische Hinweise genutzt und besprochen werden, gegebenenfalls mit dem Hinweis auf eine notwendige interdisziplinäre Abklärung.

BEZUGSQUELLEN / INFORMATIONEN

Hospital Anxiety and Depression Scale -- Deutsche Version

HOGREFE Verlag

www.testzentrale.de

 

Beschwerdeliste

HOGREFE Verlag

www.testzentrale.de

 

Life Event Scale - Fragebogen Stressbelastung

www.dentaConcept.de

 

DASS (Depression Anxiety Stress Scale) - Fragebogen Belastungsfaktoren

www.dentaConcept.de

 

Graded Chronic Pain Status - deutsche Version

PDF, ca. 1,9 MB

Türp, J.C., Nilges, P.: Diagnostik von Patienten mit chronischen orofazialen Schmerzen. Die deutsche Version des "Graded Chronic Pain Status". Quintessenz 51, 721-727 (2000)

 

Graduierung chronischer Schmerzen

PDF, ca. 0,5 MB

Türp, J.C., Schindler H.J.: Myoarthropathien des Kausystems: X – Diagnostik: Graduierung chronischer Schmerzen. ZAHN PRAX 9, 4, 156-159 (2006)